(Die Serie gewann den Sonderpreis des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, welcher im Rahmen des “Private-Medienpreis für Qualitätsjournalismus 2021 vergeben wurde.)

Die Corona bedingte Wirtschaftskrise trifft Junge besonders hart. Eine dreiteilige Serie im Auftrag der SRF-Wirtschaftssendung “ECO” zeigt die Herausforderungen, mit denen Menschen konfrontiert sind, welche jetzt am Anfang ihrer Karriere stehen.

Laura De Angelis (21) schloss im August ihre kaufmännische Lehre auf einem Reisebüro in Luzern ab. Dass sie aufgrund der Corona-Krise im Anschluss nicht bleiben konnte, versteht die junge Frau. Dennoch war der negative Entscheid für sie «eine Riesen-Enttäuschung». Ihre Lehrstelle in einem der beliebtesten KV-Berufe erhielt sie trotz eines Sek-B-Abschlusses. Die Lehre schloss Laura dann gar mit der Berufsmatura ab. Doch anstatt ihre Karriere zu starten, ist die junge Frau nun beim RAV angemeldet.

Jeder 10. junge Mensch sucht eine Stelle

So wie Laura ergeht es derzeit vielen Jungen. Die Erwerbslosenquote der 15-24-jährigen lag Mitte 2020 saisonbereinigt bei über 10%. Damit sind die Jungen doppelt so häufig von Erwerbslosigkeit betroffen, wie der Durchschnitt aller Altersklassen.

1. Teil: Arbeitslos nach Reisebürolehre (ECO vom 5.10.2020)

2. Teil: Schwieriger Einstieg nach Rücken-OP (ECO vom 12.10.2020)

3. Teil: Kündigung noch vor Stellenantritt (ECO vom 19.10.2020)

Reto Purtschert im Beratungsgespräch

Reto Purtschert (27) ist seit einem Jahr arbeitslos und dies trotz zweier guter Ausbildungen. Er absolvierte eine vierjährige Automatiker-Lehre und danach eine KV-Lehre auf der Bank. Retos Problem: ein doppelter Bandscheiben-Vorfall während seines Zivildienst-Jahres. Dieser führte dazu, dass der junge Mann 50% krankgeschrieben wurde. Das schreckte potentielle Arbeitgeber ab. «Sie wussten nicht, wozu ich körperlich überhaupt noch in der Lage bin und ob sich mein Zustand verschlechtern würde». Im Juni entschloss sich Reto zu einer Operation. Es war der richtige Entscheid. «Ich kann wieder alles machen wie früher, sogar Joggen ist möglich». Nun, da er nicht mehr krankgeschrieben ist, kann er sich auch auf Vollzeitstellen bewerben. Doch mitten in der Krise, ist das ein schwieriges Unterfangen. Bisher konnte sich der junge Mann noch nirgends vorstellen.

Rebekka Schweizer im Schiessstand mit Gehörschutz

Rebekka Schweizer (27) schloss im Sommer ihr Psychologie-Studium mit einem Master ab. Bereits zuvor bewarb sie sich bei einem Unternehmen, welches Stellen vermittelt. Nach einem aufwändigen Assessment erhielt Rebekka die Zusage, als Recruiter/Personal-Entwicklerin einsteigen zu können. Beginn: ein Montag im September. Am Freitag zuvor bekam sie einen Anruf von der Firma. «Ich dachte, es gehe um die Schlüssel- oder Badge-Uebergabe, aber dann teilten sie mir mit, dass mein Arbeitsvertrag per sofort aufgelöst sei wegen der Corona-Krise. Das war ein Schock».

« Junge trifft es in einer Krise immer zuerst», sagt Bildungsökonom Stefan C. Wolter von der Universität Bern. Zum einen ist es die mangelnde Berufserfahrung, welche sie bei der Jobsuche benachteiligt. «Der andere Grund ist, dass in einer Krise keine Lücken auf dem Arbeitsmarkt entstehen, in welche Berufseinsteigerinnen und -einsteiger springen können, wie das üblicherweise der Fall ist. In einer Krise wechselt kaum jemand mehr die Stelle und die Unternehmen schaffen auch keine neuen Stellen».