Tilafushi ist das Gegenteil einer paradiesischen Malediven-Insel, Tilafushi ist der Vorhof zur Hölle. Hier brennen Feuer Tag und Nacht und aus Batterien und Elektromüll sickert Gift in die Lagune. Auf Tilafushi landet der Abfall der Touristen. Zehntausende von Tonnen jährlich.

 “Eine giftige Bombe”

Seit Jahren prangert der einheimische Umweltaktivist Ali Rilwan den Missstand an, doch passiert ist nichts. “It’s a toxic bomb”, eine giftige Bombe, klagt Rilwan bei der Besichtigung der Insel. Ob Elektroschrott oder Plastikflaschen, Dosen, Küchenabfälle, alles wird auf Tilafushi entsorgt. Um Platz zu schaffen und die Mücken zu vertreiben, wird der Abfall angezündet. Tilafushi ist eine Lagune ohne festen Untergrund. “Flüssige Giftstoffe sickern ins Meer und können am Ende auf Ihrem Teller landen”, sagt Rilwan.

Vor 20 Jahren begannen die Malediven, den Abfall aus der Hauptstadt Male und den Touristen-Resorts in die Lagune zu schütten. Mittlerweile ist daraus eine sieben Kilometer lange Abfall-Insel geworden.

Touristen-Resorts entsorgen ihren Abfall illegal

Ahmed Murthada ist stellvertretender Direktor für Abfall-Management in der Umweltbehörde. Er räumt ein, dass rund die Hälfte aller Touristen-Resorts ihren Abfall auf Tilafushi entsorgen. Von Haushaltsabfällen bis hin zu Alt-Oel. Dabei müssten laut Gesetz sämtliche Resorts über eine eigene Müll-Verbrennungsanlage verfügen. Bei Inbetriebnahme der Resorts würden die Anlagen kontrolliert, doch würden sie kaum je benutzt, sagt Murthada. “Die Resorts sparen sich den teuren Diesel für die Anlagen und lassen den Müll stattdessen auf Tilafushi entsorgen.” Weitab entfernte Resorts bringen ihren Abfall auf andere Inseln oder werfen ihn gleich ins Meer.

Touristen zerstören, was sie suchen

Rund eine Millionen Touristen besuchen die Malediven jährlich, angelockt von makellosen Stränden und kristallklarem Wasser. Je nach Berechnungen verursachen sie vier bis sieben Kilogramm Abfall pro Tag. Zwar entsorgt auch die Hauptstadt Male ihren Abfall auf Tilafushi, doch würden die Einheimischen deutlich weniger Abfall produzieren, sagt Ali Rilwan. Ginge es nach ihm, müssten die Resort-Betreiber in die Verantwortung genommen werden, schliesslich sind sie es, die mit den Touristen am meisten Geld verdienen. Der Verein der Resort-Betreiber (Mati) lehnte eine Stellungnahme vor der Kamera ab. Für Mati ist die Müll-Entsorgung Aufgabe des Staates.

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